Der DHB-Pokal feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag, zum achten Mal in Folge findet das Pokal-Finalturnier in Stuttgart statt, zum dritten Mal unter dem Namen Haushahn Final4 – und am Sonntagabend steht fest, ob zu den bisherigen 16 Namen in der Siegerliste des Wettbewerbs ein neuer hinzukommt.
In den Halbfinals am Samstag in der Porsche-Arena trifft der Bundesliga-Tabellenführer HB Ludwigsburg auf den Ligadritten Borussia Dortmund (Anwurf: 19.00 Uhr), zuvor stehen sich um 16:30 Uhr der Ligavierte HSG Blomberg/Lippe und die sechstplatzierte HSG Bensheim/Auerbach gegenüber. „Das ist ein sehr attraktives Teilnehmerfeld: Ludwigsburg ist ein Dauergast, Bensheim und Blomberg waren auch schon in Stuttgart am Start und für Dortmund ist es eine Premiere“, sagte HBF-Geschäftsführer Christoph Wendt beim digitalen Medientermin mit den Halbfinalisten am Dienstag. Wendt ist sehr zufrieden mit dem bisherigen Vorverkauf – für Samstag wurden 2700 Tickets abgesetzt, für Sonntag schon 3000 – und mit der medialen Präsenz des Haushahn Final4: Eurosport zeigt das zweite Halbfinale und das Finale am Sonntag (Anwurf: 15:00 Uhr) live im Free-TV und jeweils abends noch einmal Zusammenfassungen, daneben übertragen Dyn und Sportdeutschland.TV alle vier Partien aus Stuttgart im Livestream. Auch bei den Fans der vier Vereine ist die Vorfreude groß, alleine über 300 Karten gingen zu den Flames an die Bergstraße. „Daran sieht man den großen Stellenwert des Turniers für unseren Verein, wir haben einiges mobilisiert. Wir haben derzeit eine richtige Euphoriewelle“, sagt Heike Ahlgrimm, Trainerin der HSG Bensheim/Auerbach, für die es das letzte Final4-Turnier mit den Flames ist – sie verlässt den Verein zum Saisonende. „Zu ihrem Abschied wollen wir was Greifbares holen, wir hoffen aber auch, dass der Pokal nicht das einzige Highlight in dieser Saison ist“, spricht HSG-Nationalspielerin Amelie Berger die drei Hochzeiten an, auf denen ihr Klub – genau wie Ludwigsburg und Blomberg – noch tanzt: Pokal, Liga und Europapokal. Wie der Halbfinalgegner aus Ostwestfalen hat sich Bensheim/Auerbach als Gruppensieger fürs Viertelfinale der European League qualifiziert, Ludwigsburg steht in den Champions-League-Playoffs. Daher ist auch Blombergs Trainer Steffen Birkner mit dem bisherigen Saisonverlauf mehr als zufrieden: „Wir spielen eine sehr gute Saison in allen Wettbewerben, das ist bislang ein überragender Job der Mannschaft trotz allen Widerständen und Verletzungen. Das ist ein Produkt harter Arbeit und des Teamspirits.“ 2021 war Blomberg zuletzt in Stuttgart am Start, verlor überraschend das Halbfinale gegen Buchholz/Rosengarten. Für Bensheim war es 2023 die Premiere, die gleich mit dem Finaleinzug gekrönt wurde, der allerdings mit einer deutlichen Niederlage gegen HBL-Vorgängerklub Bietigheim endete. Blomberg und Bensheim standen sich erst vor zwei Wochen in der Liga gegenüber: die Bergsträßer gewannen deutlich 31:21 und revanchierten sich für die Hinspiel-Niederlage. „Dieses Ergebnis spielt am Samstag keine Rolle mehr, das ist ein anderes Spiel. Im Pokal ist es hopp oder top – und wir sind gewarnt. Beide Teams wollen ins Finale, das wird ein Spiel auf Augenhöhe“, sagt Heike Ahlgrimm. „Das wird von uns ein ganz anderer Auftritt als zuletzt in der Liga, Bensheim hat uns aufgezeigt, wo wir noch Entwicklungsfelder haben. Wir müssen stabiler in der Abwehr stehen und uns im Angriff auf die offensive Bensheimer Deckung einstellen“, meint auch Steffen Birkner. Personell können beide Teams mit Ausnahme der Langzeitverletzen wie Alicia Soffel bei Bensheim oder Marie Michalczik, Amber Verbraeken und Diana Magnusdottir bei Blomberg halbwegs auf dem Vollen schöpfen, sieht man von kleineren Blessuren oder der aktuellen Erkältungswelle ab. Beide Teams haben noch nie den DHB-Pokal gewonnen, zumindest Heike Ahlgrimm kennt aber das Gefühl des Triumphs als Spielerin von Bayer Leverkusen. In ihrer letzten Saison bei Bayer gewann sie 2010 die Trophäe. „Aber das kann man nicht mit heute vergleichen.“ Die größte Final4-Erfahrung auf Seiten der Blombergerinnen hat Kapitänin Laura Rüffieux, die nicht nur 2021 auf dem Feld stand, sondern bereits 2014 und 2016 bei den Turnieren in Leipzig: „2021 war wegen Corona und ohne Fans kein normales Turnier, jetzt wollen wir die Atmosphäre in der vollen Halle genießen. Momentan läuft es richtig gut bei uns. Wenn man sich so blind vertraut wie wir gerade, kommt der Erfolg von ganz alleine. Und diese Erfolgswelle möchten wir so lange wie möglich reiten.“ Auch die Erfolgswelle des dreifachen Pokalsiegers aus Ludwigsburg (alle Titel in den Jahren 2021 bis 2023 noch unter altem Namen Bietigheim) kann sich sehen lassen: Erst vergangene Woche siegte das Team des ebenfalls scheidenden Trainers Jakob Vestergaard in der Liga mit 40:29 gegen den Halbfinalgegner aus Dortmund– und revanchierte sich so eindrucksvoll für die einzige Niederlage der Saison auf nationaler Ebene im Hinspiel beim BVB im Oktober. Daher sieht BVB-Trainer Henk Groener die Schwaben auch als Favorit an: „Ludwigsburg ist allen anderen Mannschaften voraus, im Hinspiel haben wir sie überrascht, im Rückspiel war das nicht möglich, da haben wir nur am Anfang mitgehalten. Um am Samstag erfolgreich zu sein, müssen wir unglaublich konsequent unsere Aufgaben erfüllen, speziell im Angriff mit Fokus und Geduld spielen und nicht versuchen, das Tempospiel mitzugehen. Wenn wir unsere beste Leistung abrufen, dann gibt es immer Chancen. Metzingen hat es letztes Jahr gezeigt“, spricht Groener auf die letztjährige Bietigheimer Finalniederlage in Stuttgart gegen die TusSies an. Und daran erinnert sich Ludwigsburgs Nationalspielerin Antje Döll nur ungern zurück: „Dann heulst du ein Jahr dieser Niederlage hinterher, da haben wir keine Lust drauf, das tat sehr weh.“ Und daher soll 2025 alles anders werden, findet Döll: „Wir freuen uns auf ein geiles Wochenende. Aber wir wissen auch: du musst auf den Punkt bereit sein, darfst dir keine schlechten 30 Minuten erlauben, weil das kann man nicht kompensieren. Schon ein Halbfinale hat Endspielcharakter, da geht es um alles. Wir nehmen jeden Gegner sehr ernst, und wir werden nicht nochmal so auftreten wie letztes Jahr gegen Metzingen.“ Wie im Fall von Heike Ahlgrimm heißt es auch für Ludwigsburgs Trainer Jakob Vestergaard Abschied nehmen nach dieser Saison – er kehrt in seine dänische Heimat zurück und übernimmt den Klub aus Odense. „Ich möchte daher unbedingt das Final4 gewinnen, das hat letzte Saison nicht geklappt. Ich hoffe zunächst einmal, dass es im Halbfinale noch einmal so gut läuft wie letzte Woche gegen Dortmund, aber der BVB hat zwei überragende Torfrauen mit Tess Lieder und Sarah Wachter. Da musst du deine Topleistungen bringen.“ In seinem Team wird die frisch gekürte Handballerin des Jahres Xenia Smits wieder zurückkehren, die bei der finalen Champions-League-Niederlage in Odense schmerzlich vermisst wurde. Zudem kündigt Vestergaard ein besonderes Comeback an: nach ihrer Babypause soll Karolina Kudlacz-Gloc beim Final4 erstmals wieder ins Team zurückkehren: „Sie hat drei Wochen richtig gut trainiert und macht es überragend gut.“ Auch beim Gegner aus Dortmund hofft man auf den kompletten Kader mit Ausnahme von Lena Hausherr (Kreuzbandriss), Torfrau Tess Lieder stand schon gegen Sola wieder zwischen den Pfosten, auch Carmen Campos wird wieder dabei sein. Sorgen macht man sich beim BVB aber wegen einer herannahenden Erkältungswelle. Fit ist BVB-Nationalspielerin Dana Bleckmann, die beim bislang einzigen Dortmunder Pokalsieg im Jahr 1997 noch nicht einmal geboren war. Sie freut sich auf eine besondere Premiere: „Ich spiele seit neun Jahren Bundesliga und bin jetzt das erste Mal beim Final4 dabei, das ist ein echtes Highlight, genau wie meine ersten Länderspiele im Dezember bei der EM.“ Auch die Rückraumspielerin sieht den Metzinger Titel aus dem Vorjahr als Ansporn fürs Haushahn Final4: „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Es gibt genau die eine Chance, mit der richtigen Einstellung kann alles passieren, alle müssen einen perfekten Tag haben, und wir haben in der Liga bewiesen, dass es möglich ist.“
Das Programm für das Haushahn Final4:
Samstag, 1. März 2025 16:30 Uhr: HSG Bensheim/Auerbach vs. HSG Blomberg-Lippe 19:00 Uhr: HB Ludwigsburg vs. Borussia Dortmund
Sonntag, 2. März 2025 12:30 Uhr: Spiel um Platz 3 15:00 Uhr: Finale PM: Handball Bundesliga Frauen |