Rainer Zachert fällt vergangene Woche Mittwoch am Telefon aus allen Wolken. Eine Richterin informiert den Bäckermeister darüber, das einer seiner Lehrlinge in der Schule abgeholt wurde. Der 28-jährige Gambier wollte Konditor werden. Seit Montag ist er wieder zurück in seiner Heimat – abgeschoben trotz Lehrstelle in Leonberg. Grund dafür ist unter anderem ein Drogendelikt aus der Vergangenheit. Bäckermeister Zachert hat für den Ablauf der plötzlichen Abschiebung trotzdem kein Verständnis.
Die Strafe aus dem Jahr 2019 hat der Geflüchtete abgesessen, sein Asylantrag wurde laut dem zuständigen Regierungspräsidium bereits im Januar 2018 abgelehnt. Innerhalb einer Woche hätte er Deutschland verlassen müssen. Dass der 28-Jährige erst nun, fünf Jahre später, und trotz seines laufenden Ausbildungsvertrages bei der Bäckerei abgeschoben wurde, erklärt das Regierungspräsidium unter anderem mit fehlenden Reisedokumenten. Erst bei deren Vorliegen könne eine Abschiebung eingeleitet werden. Die Verurteilung wegen „gewerbsmäßigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln“, führt zudem dazu, dass eine Bleibeperspektive für den Gambier über eine Ausbildungsduldung gesetzlich ausgeschlossen ist.
Rechtlich ist die Abschiebung also nachvollziehbar – menschlich hält sie Zachert für fragwürdig. Sein Lehrling habe alles daran gesetzt, sich zu resozialisieren und zu integrieren. Bei der Arbeit fehlt der Gambier sehr. Ein Freund und ehemaliger Mitbewohner ist ebenfalls bei der Bäckerei als Auszubildender angestellt. Auch er ist Gambier und aufgrund der Erfahrung der vergangenen Tage nun verunsichert. Zachert hat Kontakte zu einer Bäckereifirma im Senegal, dem Nachbarland Gambias. Dort möchte der Leonberger seinen Lehrling nun unterbringen, auch wenn er seine Ausbildung nicht abschließen konnte.