Katastrophenübung nach Explosion

Zwischen den Ständen eines Public Viewing schießt plötzlich ein Feuerball nach oben, Rauch steigt auf, Menschen schreien, liegen verletzt am Boden. Die Polizei Neu-Ulm hat am Dienstag geübt, was danach alles zu tun ist.

Das Übungsziel ist laut Robert Graf, Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Neu-Ulm, die Zusammenarbeit zwischen Schutzpolizei und Kriminalpolizei und auch mit den anderen Blaulichtorganisationen wie dem Rettungsdienst.

Auf dem Parkplatz neben der ratiopharm Arena sind mehrere Stände aufgebaut, die den Verpflegungsbereich des Public Viewing darstellen sollen. Selbst die Preisliste für die Würstchen hängt aus. Eine aufgerissene Gasflasche liegt am Boden, daneben eine lebensgroße Puppe, die eine Leiche darstellt.

Um die Dynamik nach so einem Unglücksfall darstellen zu können, braucht die Polizei einhundert Statisten, die die 90 Polizisten und die 15 Rettungskräfte beschäftigen und herausfordern sollen. Auf die Statistensuche haben sich mehrere Hundert Bewerber gemeldet, die einhundert ausgewählten Freiwilligen reisten zum Teil mehrere Hundert Kilometer an, um die Übung mitzuerleben.

Schon am frühen Morgen begann das Schminken durch eine professionelle Maskenbildnerin, die mit viel Wachs und Farbe erschreckend realistische Verbrennungen in die Gesichter zauberte oder Schürfwunden am Körper verteilte. Alles streng nach Plan, denn jeder Statistik bekam einen Ort zugewiesen, wo er zum Explosionszeitpunkt ist, eine Aufgabe und die passenden Verletzungen.

Als es kurz nach neun Uhr morgens zur simulierten Explosion kommt, wurde am Würstchenstand gerade eine Gasflasche unvorsichtig gewechselt.

Nach dem Notruf ist zuerst der Rettungsdienst vor Ort, eine Handvoll Helfer muss schnell herausfinden, wer Hilfe braucht, dazu werden erst einmal alle Unverletzten und alle Gehfähigen auf die Seite geschickt. Nun werden die Verletzten gesichtet und nach Behandlungspriorität eingeteilt.

Nun trifft auch die Schutzpolizei ein und der polizeiliche Teil der großen Übung startet. Welche Gefahren bestehen noch und wer ist Betroffener, dann müssen aber auch die Zeugen irgendwie vor Ort gehalten werden bis die Kriminalpolizei eintrifft.

Der Rettungsdienst transportiert einen bewusstlosen Schwerverletzten ab, die nächste geeignete und freie Klinik ist in Memmingen. Der Polizist, der die Daten der Betroffenen am Behandlungsplatz aufnimmt, möchte gerne Personalien. Den Bewusstlosen kann er nicht fragen, einen Personalausweis hat er nicht dabei. Nun müssen Kollegen aus Memmingen im dortigen Krankenhaus Ermittlungen aufnehmen, wer der Verletzte ist.

Gleichzeitig werden die Unverletzten in der nahegelegenen Arena erfasst und betreut, in Laptops Daten eingegeben. Im Gebäude der Kriminalpolizei ist ein Informationstelefon eingerichtet. Hier rufen Angehörige an, die Verwandte und Freunde vermissen. Diese Anfragen müssen irgendwie mit den Daten am Unglücksort abgeglichen werden.

Jeder Polizist kennt seine Aufgaben und führt sie professionell aus, doch wenn es dann an das Zusammenspiel mit anderen Einheiten geht, muss auch das klappen. Graf und die weiteren Polizisten mit den Westen „Übungsbeobachter“ machen eifrig Notizen, wo noch im Detail nachgesteuert werden muss. Die Zufriedenheit überwiegt zum Glück ganz deutlich. Bisher blieb die Region von ähnlichen Großeinsätzen verschont, doch Graf und sein Team haben durch die Übung die Gewissheit, dass man auch mit solchen Unglücken umgehen kann.

Am Unglücksort wird eifrig weiter gearbeitet, die Spurensicherung nimmt an einer Getöteten Fingerabdrücke, um sie identifizieren zu können. In Schutzanzügen wird Zentimeter für Zentimeter alles abgesucht, herumliegende Teile erfasst, um herauszufinden, ob jemand für die Explosion strafrechtlich verantwortlich ist.

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