Nachspielzeit im Stuttgarter Knast: Fußball als Anstoß für Gespräche über Demokratie in U-Haft

Jede Sportart hat ihre Regeln. Wer diese missachtet und über die Stränge schlägt, fliegt raus – meistens mit einer roten Karte. Gleiches gilt für das Leben. Wer die Regeln, genauer die Gesetze, bricht, landet dann jedoch im Knast. Dort treffen wir Marc List von der Sozialberatung Stuttgart und Jörg Reinhardt vom VfB-Fanprojekt. Sie kommen regelmäßig in die JVA Stuttgart-Stammheim, um mit jungen Männern in Untersuchungshaft über Demokratie und Menschenrechte zu sprechen. Startpunkt ist dabei immer die Sportart Fußball.

„Eine Rote Karte ist wie Untersuchungshaft“, sagt ein Teilnehmer des Projekts „Nachspielzeit„, das List und Reinhardt leiten. Seit sieben Monaten sitzt er in der JVA Stuttgart-Stammheim und wartet auf seinen Gerichtsprozess. „Wieso siehst du das so?“, will List wissen. „Wer Rot bekommt, muss erstmal raus. Wie hoch die Strafe am Ende ausfällt, muss noch entschieden werden“, antwortet der Häftling. Eine Szene, die exemplarisch für die Arbeit des Projekts „Nachspielzeit“ steht.

Mit Fotos von Situationen rund um Fußballspiele aber auch Wahlen oder Symbolbildern wie eines der Justitia kommen die Sozialpädagogen mit den jungen Erwachsenen in der JVA Stammheim ins Gespräch. Etwa drei Stunden dauert ein sogenannter Spieltag, ein gemeinsames Treffen der Gruppe. Das Projekt wurde von der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur mit dem Bildungspreis „Lernanstoß“ ausgezeichnet. Im Stadtgespräch berichten List und Reinhardt ausführlich darüber, wie ein solcher Spieltag abläuft, wie wichtig Vertrauen für ihre Arbeit ist und wie es so ist, mit Joachim Löw auf einer Bühne zu stehen.

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