Nicht richtig lesen und schreiben zu können ist leider immer noch die tägliche Realität für Millionen von Menschen in Deutschland. Die Firma Karle Recycling in Stuttgart ist eine von vielen mit Angestellten, die Analphabeten sind. Diese seien teils mit Migrationshintergrund, genug kommen aber auch aus Deutschland, erzählt uns Geschäftsführer Dietmar Schulz.
Im Erwachsenenalter dann noch Schrift und die deutsche Sprache zu lernen, ist enorm schwierig. Trotzdem ist es essenziell für das Arbeitsfeld – diese Ordner hier sind die Sicherheitsregeln der Firma Karle. Das alles zu kommunizieren, nur mit Worten oder sogar nur mit Händen und Füßen, ist nahezu unmöglich. Vor allem in Notsituationen sei da eine klare Kommunikation zwischen den einzelnen Parteien essenziell, um schnellstmöglich den metaphorischen – und oft genug auch wörtlichen – Brand zu löschen.
Darüber hinaus ist die Vertragsmündigkeit, das soziale Leben und der Gang in den Supermarkt, geprägt von Sprache. Deswegen besucht Staatssekretär Volker Schebesta heute symbolisch Karle Recycling, um mit Firmenleitung und Bildungsexperten über das Thema Alphabetisierung zu sprechen. Er lobt, dass dieses Thema immer mehr Raum im öffentlichen Diskurs finde, und dass die Regierung dementsprechende Fördergelder für Bildungsprogramme bereitstelle. Trotzdem ist das Stigma noch immer groß und die Arbeit für und mit Analphabeten noch lange nicht zu Ende.