Bei „We are the champions” lagen sich Spielerinnen und Trainerstab der TuS Metzingen in den Armen, und als das Kapitäninnen-Duo Maren Weigel und Julia Behnke die Pokaltrophäe aus den Händen von Andreas Thiel, Vorsitzender der Frauen-Handball-Bundesliga, erhielt, kannte der Jubel bei den TusSies keine Grenzen. Seit 2017 war Metzingen fast immer beim Pokal-Finalturnier am Start, bei der Premiere schafften sie es gleich ins Finale, aber ein Titel blieb der TuS vergönnt – bis Sonntagabend. Durch das 30:28 im Finale beim Haushahn Final 4 gegen die SG BBM Bietigheim entthronte das Team von Werner Bösch den zuvor dreifachen Titelgewinner und feierten den ersten Titel überhaupt.
Ein ganz besonderer Moment war die Siegerehrung für Nationalspielerin Maren Weigel, die nach dieser Saison ihre Karriere beendet: „Mir fehlen einfach die Worte. Wir können das alle selber nicht glauben, ich kann es nicht fassen. Das war ein unglaubliches Gefühl, das wir alle immer in Erinnerung behalten werden. Ich spiele seit zehn Jahren in Metzingen, wir haben es so oft versucht, einmal waren wir im Finale. Jetzt haben wir gewonnen. Das lässt sich alles nicht in Worte fassen. Das das schönste Geschenk überhaupt zu meinem Abschied.“
Ihre Mannschaft ließ Bietigheim nie davonziehen, spielte enorm diszipliniert und konzentriert – und war vor allem nach der Pause absolut dominant. Beim 22:21 gelang die erste Führung, die zwischenzeitlich auf drei Treffer Differenz anwuchs. Als Bietigheim auf 25:27 verkürzte, war es die nach der Pause überragende Jana Scheib (insgesamt neun Tore), die für die Entscheidung und Metzinger Jubelstürme sorgte. „Ich habe immer wieder auf die Uhr geschaut, um zu sehen: reicht das noch? Ich bin unglaublich stolz, dass wir diese Extraleistung bringen konnten und etwas Einmaliges geschafft haben“, sagte TuS Trainer Bötsch.
Die SG BBM Bietigheim, die erstmals nach der Finalniederlage 2019 (gegen den Thüringer HC) eine Niederlage beim Finalturnier in Stuttgart kassiert hatte, zeigte sich als fairer Verlierer: „Einen ganz ehrlichen und herzlichen Glückwunsch an Metzingen, ihr habt bei diesem Turnier eine geschlossene Mannschaftsleitung bis zur letzten Sekunde gezeigt, habt sehr konsequent gespielt und unsere Fehler ausgenutzt. Wir kamen nicht zu unserer Leistung, die wir normalerweise abrufen, vor allem in der Abwehr“, sagte Karolina Kudlacz-Gloc, mit sieben Treffern beste Finalwerferin der SG.
3267 Fans sahen das erste rein schwäbische Finale seit 2018, als in Stuttgart erstmals der Pokalsieger gekürt wurde. Drei TV-Stationen übertrugen das Turnier, zu den Halbfinals waren über 2300 Zuschauer in der Halle, darunter an beiden Tagen auch Bundestrainer Markus Gaugisch. Die Fans aus allen vier Lagern – jeweils über 200 waren auch aus Oldenburg und Thüringen angereist – sorgten für tolle Stimmung. Und so lautet das Gesamtfazit von Andreas Thiel: „Das war mal ein geiles Wochenende: Super-Spiele, Klasse-Atmosphäre und richtige Pokalergebnisse. So muss das sein.“
Auch zwei der drei Individual-Trophäen gingen an Spielerinnen der TusSies: Julia Behnke wurde als Turnier-MVP ausgezeichnet, Marie Weiss als beste Torhüterin. Mit 18 Treffern avancierte Toni-Luisa Reinemann zur Torschützenkönigin des Haushahn Final4 2024. Alleine 12 Mal hatte die Jung-Nationalspielerin im Spiel um Platz drei gegen den Thüringer HC (34:30) getroffen und dem VfL somit den zweiten dritten Platz in Folge beschert.
Mit dem Pokalsieg hat sich Metzingen zudem bereits für zwei Wettbewerbe qualifiziert: den Supercup am 31. August im PSD Bank Dome in Düsseldorf, wo erstmals HBF und HBL ihre Sieger gemeinsam küren, sowie die European League.
Die Zukunft des Finalturniers ist derweil auch gesichert, denn das Haushahn Final4 bleibt – wie am Freitag bekanntgegeben – mindestens bis 2026 in der Porsche-Arena in Stuttgart. Die Handball Bundesliga Frauen und die in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft haben sich auf eine Verlängerung des bestehenden Vertrages geeinigt – auch mit Blick auf die Frauen-WM 2025, wo Stuttgart Gastgeber von zwei Vorrundengruppen ist, unter anderem mit der deutschen Mannschaft.
Quelle: HBF