Nach dem enttäuschenden Verhandlungsauftakt, der ohne ein Angebot der beiden Arbeitgeberverbände endete, weitet die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ihre Streiks im Einzel- und Versandhandel sowie im Groß-und Außenhandel in Bayern aus. Zu Warnstreiks wurden unter anderem die Beschäftigten von Kaufland Vöhringen und Metro in Neu-Ulm aufgerufen. Wegen Schutz- und Hygienemaßnahmen werden die Streikenden sich nur zu kurzen Aktionen vor den Betrieben versammeln bzw. ohne Aktion vor Ort in den Ausstand treten.
„Rekordumsätze der Handelskonzerne während der Pandemie bedeuteten Rekordarbeit unter schwierigsten Bedingungen für die Beschäftigten. Deshalb haben sich die Kolleginnen und Kollegen ihre dringend notwendigen Entgelterhöhungen längst verdient“, so Hubert Thiermeyer, ver.di Verhandlungsführer im Einzel- und Versandhandel Bayern. Auch im bayerischen Groß- und Außenhandel wurde laut der Gewerkschaft gut verdient. Die Unternehmen könnten es sich nach Ansicht von ver.di also leisten, den Beschäftigten, die in der Pandemie die Republik am Laufen hielten, nun auch Wertschätzung und Respekt beim Gehalt zu zollen. „70 % unserer Kolleginnen im Einzelhandel sind von Altersarmut bedroht obwohl sie ihr Leben lang gerackert haben. Deshalb sind Entgelterhöhungen auch für die Zukunft der Beschäftigten elementar“, erklärt Sylwia Lech, ver.di Streikleiterin Vöhringen im Landkreis Neu-Ulm.
Der Arbeitgebervergband LGAD empfindet die Forderungen als überzogen und realitätsfern. Die Folgen des erneuten Lockdowns wären keinesfalls überwunden, die Corona Pandemie belaste den Groß und Außenhandel in seinen Geschäftsmöglichkeiten und es bestünde weiterhin große Unsicherheit, so der Verband. „Die Tarifvertragsparteien sind jetzt gefordert, die Überlebensfähigkeit von Unternehmen nicht durch überzogene Vorstellungen auf Spiel zu setzen“, so LGAD-Verhandlungsführer Frank Hurtmanns. Die zweite Tarifverhandlungsrunde ist für den 9. Juni 2021 in München vorgesehen.