Ein regionaler Partner, der die Werte des VfB vertritt, sollte es werden. Nun ziert seit etwas mehr als einem Monat der Schriftzug Winamax das Trikot des Bundesligisten. Ein französischer Sportwetten-Anbieter. Regional ist das nicht. Thomas Melchior fragt offen nach den Werten, die der VfB damit vertreten will. Der 44-Jährige war lange süchtig nach Sportwetten – wanderte deshalb in den Knast.
Wie der VfB gehen viele Vereine und Verbände in Deutschland Kooperationen mit Sportwetten-Anbietern ein. Melchior setzt in verschiedenen Städten spendenfinanzierte Plakataktionen entgegen, möchte mit seiner Geschichte aufklären. Beim VfB-Heimspiel gegen den SC Freiburg spricht er mit Hunderten Fans offen über sein Leben als Wettsüchtiger, das ihn ins Gefängnis gebracht hat. Für den ehemaligen Bankkaufmann, der diesen Beruf nun aufgrund seiner Vorstrafen nicht mehr ausführen darf, bedeuteten Sportwetten „Lose a lot“ statt „Win a max(imum)“.
Während seiner Aktion verteilt der neue Trikotsponsor im Stadion 30.000 Rubellose mit kleinen Gewinnen. Auf der Rückseite ist ein QR-Code, mit dem Interessierte direkt zur Registrierung weitergeleitet werden. Als Reaktion darauf bringt Melchior am Sonntag zur Mitgliederversammlung des VfB eigene Rubbelkärtchen mit. Dort könnten die Verantwortlichen seine Handynummer freirubbeln. Zu besprechen gibt es aus seiner Sicht genug. Einen hochrangigen VfB-Funktionär hat der Sachse am Samstag vor dem 5:0 gegen Freiburg schon getroffen. Seine Worte haben Melchior überrascht.
Ein ausführliches Stadtgespräch mit Thomas Melchior über seine Geschichte und warum er sich so intensiv gegen Sportwetten-Werbung einsetzt finden Sie hier: Über die Wettsucht in den Knast