Im Jahr 2020 registrierte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West 39.636 Straftaten mit einem leichten Anstieg von 2,2 Prozent. Mit den Vergleichszahlen des Jahres 2019 stellt dies den zweitniedrigsten Stand seit Gründung des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West im Jahr 2008 dar. Bereinigt um die Taten, die nur von Nichtdeutschen begangen werden können (beispielsweise Verstöße gegen das Aufenthalts- und Asylgesetz), konnten 36.268 Delikte und somit eine Zunahme um 2,0 Prozent festgestellt werden.
Die sogenannte Häufigkeitszahl (HZ) ist der Gradmesser für die Sicherheitslage einer Region und errechnet sich aus der Zahl der bekannt gewordenen Straftaten pro 100.000 Einwohner. Sie beschreibt, wie groß die Gefahr ist, Opfer einer Straftat zu werden und lässt einen direkten Vergleich mit anderen Regionen zu. 2020 erhöhte sich zwar die Häufigkeitszahl nach dem Allzeittief im letzten Jahr gering um 1,6 Prozent, lag aber mit unbereinigt 4.026 (bereinigt 3.684, +1,4 Prozent) noch deutlich unter dem Durchschnitt in Bayern. Der im Bundesvergleich bereits gute Wert Bayerns beträgt unbereinigt 4.528 (bereinigt 4.291).
Ein weiterer Gradmesser ist die Aufklärungsquote. Diese spiegelt die Ermittlungserfolge der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten wieder. Mit einem Spitzenwert von 74 Prozent wurden in unserem Zuständigkeitsbereich noch nie zuvor mehr Straftaten aufgeklärt. Der Trend geht seit 2011 anhaltend nach oben (Bayern 2020 68,1 Prozent, Bund 20191 57,5 Prozent). Aber auch bei den bereinigten Zahlen belegt die Aufklärungsquote einen neuen Spitzenwert im PP Schwaben Süd/West.
Unter dem Begriff Gewaltkriminalität werden unter anderem Mord, Totschlag, Vergewaltigung, Raub sowie schwere und gefährliche Körperverletzung zusammengefasst. Den größten Anteil daran nahmen im Jahr 2020 mit 80,8 Prozent die gefährliche und die schwere Körperverletzung ein, gefolgt von Raubdelikten mit 9,3 Prozent ein. Die Gewaltkriminalität hat, nach einem Rückgang im Jahr 2019, im vergangenen Jahr um 10,0 Prozent zugenommen. Die Kriminalitätshäufigkeit folgt dem bayernweiten Trend. Der Anteil an der Gesamtkriminalität ist mit 3,7 Prozent klein. Mit einem Anteil von über 25 Prozent waren Jugendliche und Heranwachsende in diesem Deliktsfeld, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil, überproportional vertreten. Neun von zehn Gewaltdelikten konnten aufgeklärt werden.
Die Häusliche Gewalt umfasst jegliche Form von physischer und psychischer Gewalt innerhalb von ehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften. Die Anzahl der angezeigten Fälle von körperlicher, sexueller oder emotionaler Gewalt stieg in den letzten zehn Jahren um über 50 Prozent auf aktuell 1.576 Straftaten an. Dabei zeigten sich jährliche Schwankungen zwischen -6 und +24 Prozent. Konstante über die letzten Jahre hinweg: 80 Prozent der Täter sind männlich. Knapp 30 Prozent der Täter waren bei der Tatausführung alkoholisiert. Bei fast 40 Prozent der Taten im Bereich der Häuslichen Gewalt sind Kinder anwesend. Wie bei der Gesamtkriminalität beträgt auch hier der Anteil an nichtdeutschen Tatverdächtigen etwa 40 Prozent.
Ursächlich für die Entwicklung der Fallzahlen dürfte aber eher die Aufhellung des hohen Dunkelfeldes bei Beziehungstaten, als eine tatsächliche Steigerung der Delikte sein. So zumindest die Erkenntnisse aus den gestiegenen Anfragen bei den polizeilichen Beratungsstellen. Immer mehr nehmen Beratungsangebote in Anspruch (+10,0 Prozent) und entscheiden sich anschließend zu einer Anzeigenerstattung bei der Polizei, auch wenn die Straftaten bereits einige Zeit zurückliegen.