Stadtgespräch Stuttgart mit Cornelia und Markus Schwarz
Cornelia Schwarz – Journalistin im Einsatz für die, die keine Stimme haben
Seit 2015 zieht es mich jedes Jahr in Krisengebiete – dorthin, wo Menschen fliehen, ausharren oder kämpfen, oft vergessen von der Welt. Meine Reisen führten mich in die Brennpunkte globaler Fluchtbewegungen: 2015 und 2016 auf die griechischen Inseln Kos und Chios sowie in die türkische Küstenstadt Çeşme, Ausgangspunkt vieler Schlepperboote nach Europa. In den Lagern sah ich verzweifelte Menschen, verlorene Kinder und eine humanitäre Katastrophe, die sich vor den Augen der Welt abspielte.
Später reiste ich nach Palästina, besuchte das Flüchtlingsheim in Bethlehem und sprach mit Eltern, deren Kinder von israelischen Scharfschützen gezielt erschossen wurden. In Hebron begegnete ich ehemaligen inhaftierten Kindern – einige von ihnen gerade einmal acht Jahre alt. Ein Jahr nach der Explosion in Beirut half ich in einer Suppenküche, und Ende 2023 war ich als vermutlich letzte offizielle weibliche NGO-Helferin in Afghanistan.
Im vergangenen Jahr führte mich mein Weg in die türkische Erdbebenregion Hatay, wo ich an einem Hilfsprojekt mitarbeitete. Durch einen Zufall konnte ich das syrische Flüchtlingslager Atmeh betreten – ein Ort des Überlebens, aber auch der Perspektivlosigkeit.
Markus Schwarz – Fotograf der Schattenseiten
Markus Schwarz, Jahrgang 1970, ist Fotograf und hat sich als Chronist der Schattenseiten unserer Gesellschaft einen Namen gemacht. Er richtet seine Kamera auf das, was oft im Verborgenen bleibt – nicht die inszenierten Fassaden, sondern das echte, raue Leben. Seine Bilder sind nicht bunt – die Farben überlässt er anderen. Er fotografiert in Schwarz-Weiß, als würde er damit die Essenz des Moments destillieren.
Seine Reisen führten ihn in die Hinterhöfe Siziliens, zu den Menschen, die nicht vom Dolce Vita profitieren. Nach Ägypten, abseits der Urlaubskulissen, wo das Leben von harter Arbeit und ungewissen Perspektiven geprägt ist. Und nach Marokko, fernab der touristischen Souks, wo das echte, oft unsichtbare Leben der Menschen beginnt.
Dieses Mal gemeinsam
Bislang hatten die beiden es vermieden, zusammen in Krisengebiete zu reisen – zu groß war das Risiko, dass einer von ihnen nicht zurückkehrt und die Verantwortung für ihre drei Kinder allein beim anderen bleibt. Doch dieses Mal ist alles anders. Beide haben eine bewusste Entscheidung getroffen: Zum ersten Mal begleiten sie sich gegenseitig auf einem solchen Einsatz.
Markus wird nicht nur mit seiner Kamera dokumentieren, sondern auch erleben, was für Cornelia seit Jahren zur Realität gehört.